Raildrucksensor
- Mike Richter
- vor 4 Tagen
- 2 Min. Lesezeit
Beschreibung & Aufgabe
Der Raildrucksensor ist ein wichtiger Bestandteil moderner Common-Rail-Dieseleinspritzsysteme (aber auch bei Benzin-Direkteinspritzern anzutreffen).
Aufgabe:
Er misst den aktuellen Kraftstoffdruck im Rail (Hochdruckspeicher) und gibt diesen als elektrisches Signal an das Motorsteuergerät (ECU) weiter.
Das Steuergerät regelt basierend auf diesem Signal:
die Einspritzmenge
die Einspritzdauer
ggf. die Steuerung des Hochdruckregelventils
Ohne funktionierenden Raildrucksensor ist keine präzise Kraftstoffdosierung möglich!
Funktionsweise (physikalisch und elektrisch)
Sensorprinzip:
Piezo- oder DMS-Messzelle (Dehnungsmessstreifen) im Sensor erfasst den Kraftstoffdruck (oft bis zu 1800–2500 bar bei modernen Systemen).
Druckverformung → Änderung des elektrischen Widerstands → Signalspannung ändert sich proportional zum Druck.
Signalverlauf:
0,5 V ≈ Minimaldruck
4,5 V ≈ Maximaldruck
Signalverlauf ist linear und analog, bei manchen Systemen auch digitalisiert per CAN.
Beispiel:
1,0 V → ca. 300 bar
2,0 V → ca. 600 bar
3,0 V → ca. 1000 bar

Symptome bei Defekt
Je nach Fehlerbild:
Motor startet schlecht oder gar nicht
Motor geht im Leerlauf aus
Ruckeln oder Leistungsverlust
Fehlerleuchte (MIL) an
Notlauf
Unplausible Raildruckwerte (viel zu hoch oder niedrig)
Hoher Verbrauch oder Rauchentwicklung (grau/schwarz)
Typische Ausfallursachen
Vibrationen → interne Brüche
Kraftstoffverunreinigung (Wasser, Späne) → Korrosion/Verstopfung
Thermische Belastung → Elektronikdefekte
Überdruck → mechanische Zerstörung der Messzelle
Kabelbruch / Wackelkontakt / Steckeroxidation
Hinweis: Oft geht nicht der Sensor selbst kaputt, sondern es liegt ein Kontakt- oder Versorgungsproblem vor.
Typische Fehlercodes (OBD-II allgemein)
Fehlercode | Beschreibung |
P0190 | Raildrucksensor – Fehlfunktion |
P0191 | Raildrucksensor – Signal unplausibel |
P0192 | Raildrucksensor – Spannung zu niedrig |
P0193 | Raildrucksensor – Spannung zu hoch |
P0087 | Kraftstoffdruck zu niedrig |
P0088 | Kraftstoffdruck zu hoch |
Notlaufverhalten bei Ausfall
Steuergerät verwendet Ersatzwerte (400 Bar)
Reduzierte Einspritzmenge → Leistungsreduzierung
In vielen Fällen Startverhinderung
Dauerleuchte der MIL
Keine präzise Druckregelung → erhöhter Verschleiß von Hochdruckpumpe und Injektoren möglich
Diagnoseanleitung & Fehlersuche
1. Sichtprüfung
Stecker fest? Korrosion?
Kabelstrang durchgescheuert?
2. Istwerte auslesen
Diagnosegerät → Raildruck (Ist) vs. Sollwert
z.B. Motor im Leerlauf: 250–400 bar
beim Starten: mindestens 150–250 bar nötig
Schwankt der Druck stark? Bleibt er konstant zu niedrig?
3. Spannungsversorgung prüfen
5V Referenz vorhanden?
Masse ok?
Signalspannung mit Multimeter oder Oszilloskop prüfen
4. Sensor ausbauen & Sichtkontrolle (wenn möglich)
Kraftstoffspuren? Korrosion? Riss?
5. Vergleich mit anderem Sensor / Austauschtest
Funktionsprobe mit Neuteil
6. Umgebung prüfen
Hochdruckregelventil (DRV) defekt?
Rücklaufleckage zu hoch?
Kraftstoffilter dicht?
Injektor Leckage → Rücklaufmengentest!
Erlaubte Oberwelligkeit beim Raildrucksensor (Ripple in mV)
Die Oberwelligkeit sollte idealerweise unter 1–2 % der Signalspannung bleiben.
Bei 2,5 V Signal also: max. ca. 25–50 mV Ripple.
Glatte, ruhige Kurve: Alles im grünen Bereich.
Ripple mit Zacken > 200 mV: Hinweis auf:
defekte Hochdruckpumpe (z. B. schwankender Förderstrom)
Luft im System
verschmutze Injektoren
Wackelkontakt oder Massefehler
Beispiel aus der Praxis
Fehlerbild: Startprobleme bei einem BMW 320d (E90), sporadisch Notlauf, P0191 im Speicher.
Diagnose:
Raildruck bei Start nur 90 bar → zu wenig!
Sensorspannung konstant 0,8 V → Sensor liefert zu niedrigen Wert
Versorgung 5 V ok, Masse auch → Sensor defekt
Austausch → Raildruck beim Start nun 280 bar → Start ok, Fehler weg.
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